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Wahlsieg mit nur einer Stimme Vorsprung: Spannende Europawahlergebnisse am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium

In der ersten Juniwoche fand die Junior-Europawahl, organisiert vom Fachbereich Sozialwissenschaften unter der Leitung von Herrn Lumme, an unserer Schule statt. Sie bot uns Schülerinnen und Schülern die Chance, demokratische Prozesse hautnah zu erleben.

Wochen vor dem Wahltag starteten die Vorbereitungen. Im Unterricht wurde umfassend über die Europawahl informiert. Dabei ging es um die Rolle des Europäischen Parlaments, die Bedeutung der Wahl und die Positionen sowie Programme der verschiedenen Parteien. Um die Wahl möglichst real zu gestalten, verschickte der Q1-Sozialwissenschaften-Leistungskurs Wahlbenachrichtigungen an alle teilnehmenden Schülerinnen und Schüler. Im Wahllokal mussten wir dann unsere Ausweise vorzeigen, um unsere Stimme abgeben zu können. Mit Wahlkabinen und einer verplombten sowie versiegelten Wahlurne ausgestattet, fand die Wahl aufgeteilt auf drei Tage statt. Alle Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis Q2 konnten ihre Stimme abgeben und der ganze Prozess lief wie bei einer echten Wahl ab. „Ich fand es toll, dass wir mal sehen konnten, wie so eine Wahl wirklich abläuft“, sagt eine Schülerin aus der EF. „Das hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, nicht nur inhaltlich, sondern auch hinsichtlich des Wahlablaufs gut informiert zu sein, bevor man seine Stimme abgibt.“

Ergebnisse

wahl

Insgesamt nahmen 441 von 683 wahlberechtigten Schülerinnen und Schülern an der Wahl teil. Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium entschied sich dafür, auch den jüngeren Klassenstufen eine Stimme zu geben, um politisches Bewusstsein und Engagement von Anfang an zu fördern. Erfreulicherweise war die Wahlbeteiligung mit rund 65% genauso hoch wie bei den echten Wahlen.

Nach Abschluss der Wahl wurden die Stimmen ausgezählt. Die Grünen wurden mit nur einer einzigen Stimme Vorsprung vor der CDU zum Wahlsieger ernannt, gefolgt von der SPD, der AfD und der FDP. Da Deutschland 96 Sitze des Europäischen Parlaments belegen darf und die Summe der Prozentzahlen in obigem Diagramm rundungsbedingt 96 ergibt, entspricht dies auch exakt der Anzahl der erhaltenen Sitze für die einzelnen Parteien. Weil im Gegensatz zur z. B. Bundestagswahl keine 5%-Sperrklausel existiert, reichten hier bereits einer Partei drei Stimmen für einen Sitz. So zogen unter „Sonstige“ auch die Tierschutzpartei, FAMILIE und ÖDP mit je zwei Sitzen sowie PIRATEN, PdF, BIG und TIERSCHUTZ hier! mit jeweils einem Sitz ins Parlament ein.

Diese Ergebnisse spiegeln zum Teil die Trends der echten Europawahl wider, wenngleich sich auch Unterschiede zeigten: So belegte die CDU bei der Europawahl ebenfalls einen der ersten beiden Plätze und siegte hier sogar, während die Grünen lediglich Platz 4 belegten. Der Stimmanteil für die SPD war nahezu deckungsgleich und der der AfD wesentlich höher als am Bonni. Bereits zur Bundestagswahl 2021 fand eine Wahlsimulation an unserer Schule statt und der Vergleich zwischen den damaligen und den jetzigen Ergebnissen ist besonders spannend. Die CDU konnte ihren Stimmanteil fast vervierfachen. Dass die CDU einen solchen Zuspruch erhielt, lässt sich auf zweierlei Dinge zurückführen. Zum einen handelt es sich beim Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium um eine christliche Schule, was die Nähe zur CDU erklärt. Zum anderen scheint eine Unzufriedenheit mit der aktuellen Politik Deutschlands unter uns Schülerinnen und Schülern zu bestehen, weshalb speziell die Ampelparteien einen großen Rücklauf hinnehmen mussten (SPD: - 6,6 Prozentpunkte; Grüne: - 12,7 Prozentpunkte; FDP: - 20,9 Prozentpunkte).

Auffallend ist der Zulauf zur AfD, dieser muss jedoch relativiert werden. Einerseits könnten einige es als lustig empfunden haben, eine solch umstrittene Partei zu wählen. Andererseits machte die AfD gezielt Wahlkampf für unsere Zielgruppe über soziale Netzwerke wie Instagram und TikTok. Dass diese tatsächlich effizient waren, zeigen nun unsere Ergebnisse. Daraus müssen wichtige Schlussfolgerungen gezogen werden. Lehrkräfte sollten noch intensiver auf die kritische Auseinandersetzung mit politischen Inhalten in den sozialen Medien eingehen. Auch Eltern spielen eine wichtige Rolle bei der politischen Bildung ihrer Kinder und sollten sich aktiv mit den politischen Meinungen und Informationsquellen ihrer Kinder auseinandersetzen, besonders in Zeiten von Fake-News und Filterblasen im Internet.

Trotz des teils besorgniserregenden Trends gibt es hauptsächlich positive Aspekte, die aus der Juniorwahl hervorgegangen sind. Der Stimmanteil der AfD liegt bei uns deutlich unter dem Durchschnitt der bundesweit über 4500 teilnehmenden Schulen (14,5%) beziehungsweise sogar unter der Hälfte des Europawahlergebnisses. Die in Anbetracht des teils jungen Alters sehr hohe Wahlbeteiligung zeigt, dass das Interesse und das Engagement für politische Prozesse groß sind. Es ist wichtig zu betonen, dass trotz der Auffälligkeiten bei den Ergebnissen, demokratische Parteien den Großteil der Stimmen erhalten haben. Dies zeigt, dass die Mehrheit sich für gemäßigte politische Kräfte entschieden hat, was das politische Bewusstsein und die Vernunft in unserer Schüler*innenschaft unterstreicht.

Auch kleine Parteien erhielten mehr Zustimmung als in den vergangenen Jahren. Dies könnte eventuell teilweise auf den Wahl-O-Mat zurückzuführen sein, der im Unterricht angewandt wurde und uns half, unsere politischen Präferenzen besser zu verstehen. Es bestätigt jedoch auch das Wahlergebnis der Erstwähler*innen, die besonders häufig Kleinparteien wählten.

Rückmeldungen kamen aus allen Klassenstufen, jedoch setzte sich der Leistungskurs besonders mit der Wahl auseinander. So kritisierten die beiden Schüler Ahmet Sanal und Alexander Dujković die hohe Stimmenzahl für die AfD, fanden aber auch, dass die Juniorwahl „durch Werte und Einstellungen politische Aufklärung vermittelt und politisches Interesse geweckt“ habe. Sie sahen uns „gut auf richtige Wahlen und die Europawahl vorbereitet“ und meinten auch, dass uns „der Ernst der Lage vermittelt wurde, wie wichtig es ist, zu wählen und sich für die Demokratie und für Europa einzusetzen“. Insgesamt zeigte die Juniorwahl erneut die Bedeutung solcher Projekte für die politische Bildung und das Demokratieverständnis. „Ich hoffe, dass diese Erfahrung den Jugendlichen im Gedächtnis bleibt und sie motiviert, sich auch in Zukunft politisch zu engagieren“, fasste Herr Lumme abschließend zusammen. Die positive Resonanz und die hohe Beteiligung zeigen, dass die Juniorwahl ein wertvolles Instrument zur politischen Bildung ist und auch in Zukunft ein fester Bestandteil des schulinternen Lehrplans bleiben sollte.

von Luisa Novinscak